Humor verbindet: Claudia und mein Red-Nose-Day in HH |
Am Anfang stand ein Aufruf: Claudia meldete sich bei der Aktion "Schreiben über Multiple Sklerose" in msdialog. Als ich ihre Zeilen las, war mir klar, diesen Menschen will ich kennenlernen.
Herzensbildung
"Mir ist egal, was jemand ist. Aber nicht wie jemand ist. Soll heißen: Ob Professor, Promi, Politiker, noch so hohes Tier: Das kann bestimmt nicht reichen, damit ich jemanden mag. Wenn jemand Herzensbildung mitbringt, mit seiner inneren Wärme andere erreicht, sieht das schon ganz anders aus. Völlig einerlei, ob hier oder woanders beheimatet, ob mit oder ohne Obdach, ob Schulabschluss vorhanden oder nicht: Ich mag Menschen, die sich nicht über andere erheben und ihre Mitmenschen empathisch und respektvoll-akzeptierend behandeln, so wie sie sind, ohne den Versuch, auszugrenzen oder zu sortieren."
Claudia hat Multiple Sklerose. Claudia ist Hamburgerin und erklärter Fan vom FC Bayern. Claudia geht am Stock bzw. an 2 Stöcken, denen sie die Namen Luca und Toni gegeben hat.
Luca und Toni helfen beim Gehen |
Ein Rollator namens Rollf |
Coping
Es ist beeindruckend, wie Claudia immer wieder den zweifellos beschissenen Momenten auf ihrer persönlichen Balance-Waage ein entschiedenes "Trotzdem" entgegensetzt. Ihr Coping ist vorbildlich (nachzulesen im Blogbeitrag die Waage). Dem "höher, schneller, weiter" der Jetzt-Zeit setzt sie Geduld entgegen, Improvisation und eine große Portion Lebenslust. Das ist ihr nicht zugefallen, das fällt ihr oft auch nicht leicht. Denn sie wollte immer perfekt sein: im Job, als Tochter, als Frau. Sie forderte sich viel ab, manchmal zu viel, bis sie die MS buchstäblich ausbremste.
Und was macht sie? Sich den neuen Situationen stellen, ihr Verhalten anpassen, die Stöcke und ihren Rollator nicht nur notgedrungen hinnehmen, sondern Namen geben, sich in Slow-Motion fortbewegen und dabei im Kopf Freiräume entdecken.
Auch das ist ein Anzeichen von Coping, erfolgreicher Bewältigung |
Fernbeziehung
Was beruflich begann, ist im Laufe der Jahre zu einer Beziehung gereift. Dass wir 880 km voneinander entfernt leben, trennt nicht wirklich. Blog, Mail, Chat und Telefon machen es möglich, Kontakt zu halten.
ein Briefwechsel zwischen einer Betroffenen und einer Journalistin, zwischen Claudia und mir |
Wir tauschen uns aus, über wichtige Themen und Alltägliches, übers Älterwerden und was hilft, Selbstsicherheit zu gewinnen, über das Leben mit einer chronischen Krankheit und über Männer als rätselhafte Spezies.
Wir diskutieren, schicken uns Links zum Nachlesen und Weiterbilden, vor allem aber lachen wir miteinander - manchmal auch über uns selbst.
Leben ist das, was man daraus macht
Claudia hat mich für das Hier & Jetzt sensibilisiert. Sie zeigt mir, wie schön jeder Tag sein kann, wenn man bereit und offen ist für die kleinen, besonderen Momente. Dabei ist sie diejenige, die mit einer unheilbaren Krankheit lebt, die am Stock geht und der wegen der Fatigue vor Müdigkeit manchmal regelrecht die Energie ausgeht. Aber sie kennt ihren Treibstoff:
"Treibstoff, der mir Kraft und Energie gibt, mich aus den Tiefen an die Sonne holt, das Herz erfreut und die Seele fliegen lässt."
Danke, liebe Raphaela. Du schaust richtig hin und hörst wirklich sehr aufmerksam zu. Ich finde mich wieder und bin glücklich über unseren Austausch!
AntwortenLöschenLiebe Claudia, dabei lerne ich doch viel von Dir. Austausch ist ein Geschenk
LöschenToller Artikel und 2 tolle Frauen :)
AntwortenLöschenIch freue mich schon, wenn wir uns mal persönlich kennenlernen :)
Seid lieb gegrüßt :) Eure Heike :)
Ich mich auch, liebe Heike. Und bisweilen ist das Leben fast ein bisschen ver-rückt. Denn dass wir einandern noch nicht persönlich begegnet sind, kann ich kaum glauben. (Einander) Schreiben vermittelt bisweilen spürbare Nähe. Aber einander Treffen fühlt sich dann auch nah an. Auf bald!!!
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