Mittwoch, 22. Juli 2015

Was Gedanken mit Kraft zu tun haben

Gedanken haben eine große Macht. Sie sind der Anfang aller Gefühle, Worte und Handlungen, quasi der Einschaltknopf. Das behauptet der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir. Und er behauptet es nicht nur, sondern begründet es in seinem Buch "Glaube an die Kraft der Gedanken". 


Priester, Bruder und Autor: Pater Christoph

Großmacht Gedanken


Katholische Priester stelle ich mir alt vor, schwarzgewandet, Rosenkranzmurmelnd. Ok, das ist ein Klischee und rührt sicherlich aus meiner Grundschulzeit. Und damit aus dem letzen Jahrtausend. Es gibt sie sicherlich noch, die weltentrückten Geistlichen. Aber es gibt auch andere, wie Pater Christoph Kreitmeir. Über den Nachnamen gestolpert? Er ist katholischer Priester und Sozialpädagoge, Franziskaner und psycho-spiritueller Therapeut, Seelsorger und Autor. Und er ist mein Bruder. Was mich nicht objektiv, aber durchaus kritikfreudig macht. Und genau mit dieser Einstellung habe ich sein Buch gelesen.







"Das kann ich nicht, das schaff ich nicht... Wer kennt solche Sätze nicht, die immer wieder auftauchen, das Leben vermiesen und schlussendlich bewirken, dass man wirklich nichts zustande bringt. Denn unsere Gedanken sind eine Großmacht, in negativer, aber ebenso auch in positiver Weise. Sie nehmen Einfluss auf unsere Gefühle, Entscheidungen und Handlungen, sie bestimmen unsere Sprache. Sie sind die Grundlage für die Art und Weise, wie wir leben und wie wir mit anderen Menschen und unserer Umwelt umgehen. Die Inhalte unseres Denkens gestalten auch unsere Persönlichkeit, unser Leben, unsere Beziehungen, ja unsere Zukunft." Das alles steht auf der ersten Seite von "Glaube an die Kraft der Gedanken". Ich lese diese Seite mehrmals, um die Schlagkraft zu begreifen, mit der unser Denken unser Sein bestimmt, unseren Alltag, die Art, wie wir fühlen und überhaupt fühlen können. Und es drängt sich (zumindest für mich) die Frage auf: Sind wir unseren Gedanken machtlos ausgeliefert?


Wir sind keine Marionetten

Sind wir also unseren Gedanken machtlos ausgeliefert? Pater Christoph verneint diese Frage. Wir sind keine Marionetten in einem Geschehen in und um uns. Denn wir (!!!) können die Art und Weise, wie wir denken und damit fühlen und erleben, zu einem bestimmten Teil beeinflussen. Beispielsweise durch Achtsamkeitstraining, Meditation, überhaupt durch Sich-Bewusstwerden. 



Positives Denken allein geht nicht in die Tiefe

Von dem Trend zum "think positive" hält Christoph Kreitmeir nicht allzu viel. Es geht seiner Meinung nach nicht in die Tiefe, mutet wie eine Glückstechnik an. Weitaus hilfreicher erscheint ihm der Ansatz der Einstellungsmodulation nach Viktor E. Frankl, ergänzt um die Dimension der realistischen Hoffnung. 

Realistische Hoffnung und Vertrauen

"Die Dimension der realistischen Hoffnung"
Ich gestehe, ich habe mich in diese Formulierung ein bisschen verliebt. Da steckt viel drin: Das Prinzip Bodenhaftung (das ich als Basis ausgesprochen wichtig finde) in Kombination mit inspirierender Zuversicht (für mich der Motor des Lebens und Wachsens). Wenn dann dazu, so Christoph Kreitmeir, noch Glaube kommt, dann kann sich die positive Wirkung um ein Vielfaches steigern. Wobei Pater Christoph von einem Glauben spricht, der weit ist und Vertrauen schenkt. Nicht die enge und Angst machende Version, die viele von uns mit Religion verbinden.


Spirituelles Wohlbefinden schützt und stärkt

Dieser Glaube ist übrigens nach Pater Christoph auf keine Konfession festgelegt. Gesunder Glaube wirke wie ein tragendes Netz im Hintergrund. Denn der Glaube an eine wie auch immer geartete höhere Macht und die Suche nach einer tieferen Wahrheit verspricht Hilfe bei der Krankheits- und Lebensbewältigung, weckt Hoffnungen und öffnet die Sicht für Bereiche jenseits der materiell greifbaren Welt. Das sagt nicht nur mein Bruder Christoph, sondern wird auch von neueren Forschungen untermauert. Interessante Ergebnisse liefert u.a. Prof. Dr. Arndt Büssing vom Lehrstuhl Lebensqualtität, Spiritualität und Coping an der Uni Witten.

Gedanken wirken wie ein Mobile

Gedanken - Wahrnehmung - Fühlen - Handeln: Man muss nicht alles ändern, wenn man bewusster leben will. Es ist wie bei einem Mobile: Wenn man einen Teil davon in Bewegung bringt, dann kommt das Ganze in Bewegung.

1 Kommentar:

  1. Passt! Ich glaube, das muss ich mal lesen, liebe Raphaela! Bestätigt mich in meinem Weg. Danke einmal mehr für das Gedankenfutter, richtig gut geschrieben!

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